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Letzte Fragen … an Reinhard Haas

an Reinhard Haas. Der TU-Professor glaubt, dass die Atomkraft trotz Fukushima eine Renaissance in China, Korea, Südafrika und in Schwellenländern erleben wird.

reinhard_haasReinhard Haas ist außerordentlicher Professor am Institut für elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der Technischen Universität Wien. Seit 1996 leitet er die „Energy Economics Group“ des Instituts. Unter anderem hat er an der Chalmers-Universität im schwedischen Göteborg und an der kalifornischen Universität Berkeley gearbeitet. Haas beschäftigt sich mit erneuerbaren Energieträgern und der Frage, ob und wie Märkte die Energiewirtschaft beeinflussen und zu sinnvollen Lösungen für den steigenden Energiehunger der Welt führen oder zumindest beitragen. Sein Interesse beschränkt sich nicht auf die Interna der Atomenergiewirtschaft, vielmehr hat er einen Blick dafür, welche Rolle sie im Gesamtbild der Energieaufbringung spielt und welche Gruppen und Interessen sie fördern und von ihr profitieren. Drei Monate nach dem Super-GAU in Fukushima ist die Atomkraft wieder nahezu komplett aus den Medien verschwunden, haben auch die seriösesten Medien deren unabsehbare Folgen aus den Augen verloren.

War der GAU in Fukushima schlimmer als der in Tschernobyl 1986?

Er war in beiden Fällen höchst dramatisch, allerdings lassen sich die langfristigen Auswirkungen in beiden Fällen noch nicht abschätzen. Man wird nie wissen, wie viele Menschen Schaden genommen haben, die langfristigen Auswirkungen nuklearer Verstrahlung kann niemand abschätzen.

Wie erklären Sie sich, dass selbst derartige Katastrophen nach kürzester Zeit aus den Medien verschwinden?

Das ist die Halbwertszeit unseres Gedächtnisses. Wenn ich mir jetzt die Politikerbekenntnisse und die Appelle anschaue, das hatten wir schon 1978 in Österreich, als die Bevölkerung das AKW in Zwentendorf abgelehnt hatte. Die gesellschaftliche Frage ist doch: Wollen wir den Luxus genießen, und ist es uns egal, woher die Energie kommt? Oder wollen wir darüber ein wenig nachdenken? Leider wollen wir nicht darüber nachdenken. Österreich bezieht seit Jahren Erdöl aus Nigeria und Nordafrika. Nachdem die Menschen dort sich erhoben haben, kommen wir drauf, dass Diktatoren an der Macht sind. Aber an der Tankstelle interessiert keinen Menschen, woher das Benzin kommt.

Alle Experten und Politiker wissen, was mit der Atomenergie los ist. Wie kann sich eine derart unsichere Energieform verbreiten?

Erstens ist jeder Physiker von Einstein bis heute fasziniert von der Idee, aus Materie Energie zu machen. Einige haben erkannt, wo die Grenzen sind, andere nicht. Heute gibt es eine Lobby, die immer noch glaubt, mit Atomkraft Geld verdienen zu können. Zweitens haben wir ein Klimaproblem, und für die Reduktion der Treib­hausgasemissionen ist die Kernenergie eine Option, daher wird sie nicht überall von vorneherein ausgeschieden. Und drittens ist es ein Faktum, dass man mit Kernenergie in großen Mengen Strom produzieren kann. Und zwar weit weniger mühsam, als auf zahllosen Dächern Photovoltaik-Anlagen zu montieren.

Ist die Atomenergieindustrie nach Fuku­shima passé?

Nein. Außer in Deutschland hat sich nirgends viel geändert. So traurig das ist. Selbst die Japaner werden an der Atomenergie festhalten. Die USA wollen ab 2020 wieder einsteigen, Frankreich will mit der vierten AKW-Generation zurückkommen, mit dickerem Umhüllungsmantel. Die tatsächliche Renaissance der Kernenergie ereignet sich in China, in Korea, in Südafrika und in Schwellenländern. Dort werden Sie auch keine Proteste gegen die Kernenergie erleben wie bei uns, zumindest bisher.


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