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Johann Skoceks Aussenspiegel

Inseln

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Griechenland ist krank, und Kommentatoren überschlagen sich mit Vorschlägen für Radikalkuren. Das Geschwurbel in den österreichischen Zeitungen allein würde für eine Depression reichen, und die griechischen Inseln wären krankheitshalber außer Reichweite. Der Spitzenökonom Peter Rabl hat im Kurier dem Spitzenökonomen HaCe Strache „in der Sache“ recht gegeben. Die „Sache“ ist die Angst, dass „wir“ (Boulevardjournalisten holen gern alle Österreicher in ihr Boot) von den Griechen nicht „das ganze Geld zurück“ kriegen. Damit wäre die Angelegenheit wenigstens „in der Sache“ geklärt. Die beste ÖVP-Finanzministerin aller Zeiten, Maria Fekter, Nachfolgerin des besten ÖVP-Finanzministers aller Zeiten, Karl-Heinz Grasser, wird den Verlust von verborgten österreichischen Euros zu verhindern wissen. Wenn jemand weiß, wie der Österreicher vor gierigen Fremden geschützt wird, dann ja wohl Fekter.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) verlangt in der Sache von den Griechen ein gnadenloses Sparprogramm. Die Idee ist, dass Beamtengehälter und Löhne gesenkt, Sozial- und Bildungsprogramme eingeschränkt und das Pensionsantrittsalter bis zur Demenzgrenze erhöht gehört. Das Programm hört sich ganz nach den Maßnahmen an, die in bedürftigen Staaten der Dritten Welt und Südamerikas auf Druck des IWF und der Weltbank angewendet wurden. Die Rückzahlungen an die Kredite gewährenden Banken mussten sichergestellt und ein rigides Sparprogramm durchgezogen werden. Die Zerstörung des Bildungs- und Gesundheitssystems und die Steigerung der Jugendarbeitslosigkeit sind für eine Sanierung des Staatshaushaltes ja nicht zu viel verlangt. Das macht weder Wirtschaftsexperten noch Kommentatoren großes Kopfzerbrechen. Denn „in der Sache“ sind Staatsschulden dazu da, gesenkt zu werden. Hauptsache, die Ratingagenturen können ruhig schlafen.

Falls eine Regierung in der Sache Widerstand leistet, wird die Bonität herabgesetzt und ein Zinsaufschlag verordnet. Die den Griechen vorgeschriebenen Wucherzinsen von rund zehn Prozent sind nämlich bloß eine erzieherische Maßnahme.
Das Frühwarnsystem der IWF-Vernunft wacht auch über Österreich. Der Wirtschaftsforscher Bernhard Felderer warnte davor, Österreichs Kreditwürdigkeit könnte durch das frühe Pensionsantrittsalter beeinträchtigt werden. Aber Felderer ist immer genau der Meinung, die irgendwer braucht. Er kopfschüttelte die während der Regierung Wolfgang Schüssels gestiegene (Jugend-)Arbeitslosigkeit weg, die Attacke auf die Arbeiterkammer nannte er eine gelungene Reform. Vor der Fußball-EM 2008 erstellte er eine prophetische Analyse über den wirtschaftlichen Nutzen des Events für Österreichs Wirtschaft und Steueraufkommen. Das ist Felderers Spezialgebiet: Märchenprophezeiung.

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