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Echt Kras(s)ke

Empörung

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Ja, es klingt in meinen Ohren. Kein bombastisches Wort, es ist ein kleines, bescheidenes. Es hallt nach, es suggeriert ein „mehr davon“. Erhaben mutet es an, einem Versprechen gleich. Das kleine Wort ist für mich schon jetzt das Wort des Jahres. Schon jetzt hat es das Weltgeschehen geprägt, 2011 ist für mich, keine Frage, das Jahr der E-M-P-Ö-R-U-N-G.

Sicher, Empörung, meinen Sie, die gab es schon immer. Die Empörung der Oberschichtsvertreterin, die sich mit spitzem Mund darüber echauffiert, dass man ihr, trotz PS-protzendem SUV, den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt hat, einfach so. Oder die des wutseligen Kleingartenspießers, dem es das Herz zusammenschnürt, da ihm wahlweise Sozialhilfeempfänger oder Asywerber (wer sonst) den eigenen bescheidenen Wohlstand aufzehren. Es ist schon so: Lange Zeit war das beschauliche Wörtchen negativ besetzt, es klang nach Sattheit, nach Problemfreiheit, nach feistem Überdruss.

Stéphane Hessel, Jahrgang 1917, und das ist sein größtes Verdienst, hat diesem Wort des Überdrusses neuerlich Leben eingehaucht. Mit seiner Streitschrift „Empört euch!“ (Ullstein Verlag, 2011) hat er ihm eine längst verlorengegangene, ja beflügelnde Bedeutung zurückverliehen. Weg von der Sattheitsempörung hin zur politisch motivierten Bürgerempörung.

Und das, obwohl sein Werk nach außen hin mehr als dürftig anmutet: ein Heftchen eher denn ein Buch, knapp 14 Seiten füllend. Mehr braucht er nicht. Darin benennt der 93-Jährige Missstände und meutert. Gegen die Verletzung von Menschenrechten (wie im Falle der Palästinenser), gegen das geifernde Weltfinanzsystem, gegen die Ausgrenzung von Minderheiten. Vor allem aber: gegen die allseits grassierende Gleichgültigkeit.

Mit seinem herrischen Imperativ wendet sich der KZ-Überlebende nicht nur an die Franzosen, die das türkisfarbene Traktat millionenfach kauften, längst ist der Hessel’sche Bestseller auch in anderen Ländern der Welt zum Leitmotiv für Protest und Bürgerbegehren geworden. Von Arabien, wo die Jugend ihren Despoten einen heißen Frühling bescherte, über Deutschland, wo Umweltaktivisten und Biedermänner im Schulterschluss den Bau eines Bahnhofs zur Revolte nutzten, bis zu den Schuldenbaustellen Spanien und Griechenland, wo sie gleich gegen alles revoltieren, gegen die unfähige Regierung, die bedrohliche EU, den herrischen IWF. Sie tragen ihre Empörung auf die Straße, sie skandieren, sie wüten. Demos, das Volk – es entdeckt sich in diesen Wochen neu.

Die vollständige Kraske gibt es nur in der Printversion.
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Bisher erschienen:
Böse Buben
Restrisiko
Pudels Kern
Irgendwo in Indien
Tanz der Kaimane
Es grünt so grün
Alice im Verschwörungsland
Böses Blut
Geistes Blitze

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